Thailand im Alter und bei Hilfsbedürftigkeit. Wir haben die Einrichtungen in Hua Hin besucht.
Wir haben mit den Leitern der Einrichtungen gesprochen und ihnen Fragen gestellt. Wir, meine Frau und ich, sind erfahrene Sozialpädagogen und haben uns ein eigenes Bild verschafft. Da wir selbst in vielen Jahren unserer Berufstätigkeit Einblick in Senioreneinrichtungen in Deutschland hatten und haben, konnten wir einen sachlichen Vergleich vornehmen. Und ganz aufrichtig: Wir waren sehr positiv überrascht! Freilich sind unsere Eindrücke der dortigen Lebenssituation der Bewohner nur im Verlauf weniger Stunden entstanden und müssen deshalb gerade unter diesem Aspekt relativiert werden, dennoch sind meine Frau und ich durch unsere langjährigen Erfahrungen in der Arbeit mit Behinderten, psychisch kranken Personen und alten und hilfsbedürftigen Menschen sehr gut in der Lage, die Lebensqualität, Versorgungssituation und Zufriedenheit der Bewohner zwischen allem äußeren Schein und der objektiven Repräsentation geradezu auch und im Besonderen in den weniger sichtbaren Zwischenräumen zu erkennen (zwischenmenschlicher und wertschätzender Umgang, zufriedener Gesichtsausdruck, Stimmungslage, Handlungsfreude des Personals, Räume für Menschlichkeit die über eine gute pflegerische Versorgung hinausgehen).
Zu den 3 wichtigsten Senioreneinrichtungen in Hua Hin gehören:
Sunshine residence
(Leiter der Einrichtung: Andrew Stocks)
In die Sunshine residence sind wir zunächst eher versehentlich über den Angestellteneingang regelrecht eingedrungen (was uns nicht wirklich bewusst war). Als wir offensichtlich etwas handlungsunsicher wirkten, kam uns ein jugendlich wirkender dynamische Mann entgegen, der uns freundlich begrüßte und nach unserem Ansinnen befragte. Da wir uns für unsere weiteren Lebensjahre (wir sind fast 60) durchaus vorstellen könnten hier zu leben, fragten wir spontan nach der Möglichkeit, dort zu wohnen (zur Miete oder durch Kauf). Beides ist möglich, wie uns Mr. Stock freundlich und engagiert erläuterte. Was uns besonders an der Einrichtung gefiel, waren die großzügigen Grünflächen und der fast parkähnliche Charakter. Ein eigenes Café und schattige Treffpunkte für die Bewohner bildeten ein sehr stimmiges Ganzes. Der heitere Charakter im zwischenmenschlichen Umgang von Herrn Stocks mit den Bewohnern vermittelte uns in der Kürze des Besuchs einen sehr stimmigen und heiteren Charakter. Man möchte fast etwas schneller alt werden – oder sind wir es etwa schon? Mr. Stocks jedenfalls befand spontan, dass meine Frau und ich noch viel zu jung seien, um dort zu wohnen und brachte uns kurzzeitig ins Nachdenken, als er mehr spaßhaft oder doch eher ernst meinte, dass wir angesichts unseres Alters vielmehr bei ihm arbeiten sollten.
Lotuswell Resort
(Leiter der Einrichtung: Emanuel Steger)
Das exklusive Resort. Bietet sowohl für rüstige Senioren als auch für pflegebedürftige Senioren ein luxuriöses Umfeld. Bewegt man sich auf dem Gelände des Lotuswell Resorts, so hat man fast das Gefühl, sich in einem edlen Luxus-Resort zu bewegen und weniger in einer Senioreneinrichtung. Dieser Eindruck wird nicht zuletzt verstärkt durch den beeindruckenden Swimmingpool, der sich an den Bungalows vorbei, durch die Landschaft schlängelt und wohl der Poollandschaft des Hyatt Regency in Hua Hin nachempfunden ist. Herr Steger ist ein vielbeschäftigter, sehr engagierter und freundlicher Geschäftsführer, der sich trotz seiner vielen Aufgaben für uns Zeit nahm und mit uns einen ausführlichen Rundgang durch sein Resort machte, während er unsere zahlreichen Fragen beantwortete. Die Ausstattung lässt keine Wünsche offen, das Resort ist ein Platz zum Wohlfühlen, das auch Heimat werden kann, wenn man dauerhaft bleiben will. Beruhigend ist auch, dass bei Pflegebedürftigkeit alle gewünschten und notwendigen Dienstleistungen zu einem bezahlbaren Preis organisiert werden können. Insgesamt eine sehr gute Option, um den Lebensabend zu genießen.
Prosana
(Leiter der Einrichtung: Hans Hufschmid)
Das Prosana fokussiert sich mehr auf Demenzerkrankungen und bietet ein sehr liebevolles und familiäres Umfeld für die Senioren. Es ist deutlich kleiner als die beiden erstgenannten Einrichtungen und wirkt gerade hierdurch besonders idyllisch und familiär. Es gibt nur wenige Plätze und jeder Bewohner verfügt über einen eigenen Bungalow in dem sie/er durch persönliche Betreuer (Pflegerinnen) rund um die Uhr betreut wird. Tatsächlich ist in den großzügigen und schönen Bungalows auch genügend Platz für das Mitwohnen einer konstanten Pflegerin. Gerade bei Demenzkranken ist dieser persönliche Bezug und die konstante Gegenwart liebevoller vertrauter Personen besonders wichtig. Das Personal ist hier zum Teil seit vielen Jahren beschäftigt und es entstehen nahezu familiäre Beziehungen zwischen den Bewohnern und den Betreuern. Hier scheint uns etwas ganz Besonderes realisiert worden zu sein. Wie schon erwähnt, haben wir lebendige und konkrete Vergleichsmomente aus unserer vieljährigen Arbeit als Berufsbetreuer mit dem deutschen Standard der Demenzversorgung. Freilich hat diese Form der intensiven und humanistisch sehr hochwertigen Demenzbetreuung auch hier ihren Preis, dennoch bewegt sich dieses Preisniveau deutlich unter den Kosten einer schweizerischen Einrichtung und sicher auch noch unter dem Preisgefüge einer deutschen Einrichtung für Demenzkranke. Allerdings gibt es hier keine Leistungen aus der deutschen Pflegeversicherung. Warum eigentlich nicht, so möchte man fast fragen, sofern solche Leistungen auf der Basis der niedrigeren Lebenshaltungskosten erfolgten, nachdem doch auch ein jahrelanger Pflegeversicherungsbeitrag zu entrichten war. Für demenzerkrankte deutsche Staatsbürger dürfte die hiesige Versorgung demnach zumeist nicht finanzierbar sein oder von den Angehörigen aufgrund finanzieller Faktizität ausgeschlossen werden. Und wenn man im Kontext deutscher moralischer Bewertungsmaßstäbe (man entsendet seine Angehörigen nicht in ein so fremdes Land) tendenziell mit negativen Beurteilungen seiner Umwelt rechnen müsste, so scheidet diese Möglichkeit eher von vornherein aus. Unabhängig von diesen Außenaspekten, sind wir der Meinung, dass der Humanismus in Form des Prosana eine höherwertige Ausprägung findet. Dies bekunden wir auch auf die Gefahr hin, durch deutsche Selbstgefälligkeit und durch unreflektierte tendenziöse Deutungshoheit negativ stigmatisiert zu werden. Auch die Schwierigkeit des Umzugs einer demenzerkrankten Person nach Thailand (neue Umgebung, Verlust vertrauter Kontakte) konnten wir mit Herrn Hufschmid sehr sachlich diskutieren. Nicht zuletzt auch das Faktum einer kaum mehr abzuschließenden Krankenversicherung in hohem Alter, konnten wir mit Herrn Hufschmid sehr aufrichtig und objektiv diskutieren. Wer demnach daran denkt, aus nachvollziehbaren humanen Erwägungen seine Liebsten hierher zu bringen, sollte mit dieser Problematik besonders gründlich beschäftigen.
Wir möchten uns bei allen drei der oben genannten Einrichtungsleiter nochmals herzlich bedanken für die Freundlichkeit und die Zeit, die man uns geschenkt hat, um diese anderen Ansätze eines Wohnens und Lebens im Alter kennlernen zu dürfen. Uns hat das nachdenklich werden und daran zweifeln lassen, dass die Versorgungssituation in Deutschland so sein muss, wie sie seit vielen Jahren ist. Es gäbe vermutlich oder gar sicher auch andere Ansätze, um ein menschenwürdigeres Dasein auch im Alter zu ermöglichen.